Painball – schön, wenn der Schmerz nachlässt!

Vor einigen Wochen habe ich mein Geburtstagsgeschenk einlösen dürfen, das ich von einem Freund erhielt. Irgendwie hatte ich wohl mal das Thema Paintball angeschnitten, allerdings noch deutlich vor der Frage, ob es verboten werden soll. Kennste nicht, machste nicht – so bin ich nicht. Was ist der Hype um Paintball? Und gerade nach der Frage des Verbots – ist das wirklich so schlimm? Treffen sich da die Schlächter der Nation zum gemeinsamen Gemetzel? Ich wollte es ausprobieren und ging sowas von naiv an die Sache ran…

Eines Samstags im Baumarkt. Rolf steht kurzärmlich mit Jeans vor dem Verkäufer. “Also das ist so, ich brauch noch ne Jacke oder sowas, wir wollen Paintball spielen“. Sicher, der Verkäufer, der an seinem 8-Stunden-Tag mehr als 462 Paintballausrüstungen verkauft, war wohl nur schlecht drauf. Er riet mir, vielleicht doch auf Hausmeistertätigkeiten umzuschwenken und hatte gleich die passende blaue, wenn auch dünne, Jacke in der Hand. “Sowas?”. Ja, keine Ahnung, aber ich nehms mal, kost’ ja nur 9,90. Und kommt wahrscheinlich eh heute abend angereichert von außen um Farbe aus aufgeplatzten Farbkugeln in den Müll gehen. Nun ja, keiner sagt, Paintwall wäre günstig.

Dieser Kittel sollte nHäschen in der Grube...och eine recht entscheidende Rolle spielen. Zudem gabs noch ein Paar Gartenhandschuhe, denn aus Youtube weiß ich, dass es ohne Handschuhe ganz schön weh tut, wenn da so ein Farbdings auf die Finger kommt. Passt! Also ab in den Kittel und dann ins Nirvana, wo sich die Paintballer treffen – im wahrsten Sinne des Wortes…

Wir hatten wohl beide etwas Muffensausen, als ich wir auf dem Platz ankamen. Es ist ein recht abgelegener Platz, so irgendwie hinter einem Busbahnhof versteckt. Also raus aus dem Auto, die “Kampfausrüstung” (also meinen Blaumann und die Gartenhandschuhe) ausgepackt und ab zur Kasse. Ja, zweimal das dicke Paket mit Weste, Halsschutz, Maske und natürlich dem Markierer. Gewehr trifft es vielleicht eher als Markierer, aber sei’s drum. Wir wollen es jetzt wissen.

Auf dem eigentlichen Schießgelände (wie soll ich’s ausdrücken..) ist Maskenpflicht. Wer hier seine Maske auch nur kurz auszieht, der bekommt gleich nen Rüffel. Zu groß die Gefahr, dass in dem Moment eine Farbkugel ins Gesicht schmettert. Da hilft’s auch nicht zu wissen, dass da Lebensmittelfarbe drin ist. Ich bekomme ja auch nicht gern Gummibärchen mit 100 km/h in die Fresse, auch wenn ich sie sonst gern mag.  Insgesamt zerstört es aber schon hier ein wenig von dem Brutalo-Image. Den ganzen Tag rumballern, aber bitte nicht ernsthaft verletzen. Hmm, klingt eigentlich ganz gut. Mein Puls geht runter. Wird ja schon.

Beim ersten Spiel ist es erstmal voll lustig. Wir stehen auf der einen Seite und zwischen und sind Bretterbuden und eben Gelände. Auf der anderen Seite die Gegner. Wir wollen also die Fahne der Gegner holen. Diese steckt auf einem Mast. Nunja, freiwillig werden sie uns die Fahne wohl nicht geben. Unser Plan: Wir haben Waffen (also nur quasi, es sind ja Markierer)! Schlau, was? Dummerweise hat die gegnerische Mannschaft die auch. Auf los gehts los und ich wetze zusammen mit meinem Kumpel, der mir das hier eingebrockt hat, auf die ganz linke Seite hinter eine größere Bretterbude. Der Hausmeister mit Blaumann und Gartenhandschuhen und Darth Vader (ich komme später noch drauf, warum), sitzen nun also hinter der schützenden Bretterwand. Niemand hat sie gesehen. Jetzt erstmal ein Frühstück. Bamm, bamm, bamm, fliegt auch schon die zu Kugeln verpackte Lebensmittelfarbe an die Bretterwand. Nach höflichem Anklopfen hört sich das allerdings nicht an. “Biste bereit?”. “Ich bin bereit geboren worden, Sir”. Alles klar, das wollte ich hören. Feuer frei! Wir ballern aus Öffnungen! Stopp, hier muss ich präzisieren, um Missverständnissen vorzubeugen: Wir feuern aus unseren Markierern die schleimgrünen Bällchen raus und merken schnell, dass Ballistik hier eine wesentliche Rolle spielt. Unsere Markierer schaffen über kurze Distanzen zwar eine gerade Flugbahn, aber so über 50m bis zum Ende des feindlichen Territoriums muss man dann doch die Flinte ein wenig höher halten, so dass die grün gefärbte Majo-Portion in einer wunderschönen Flugbahn hinten ankommt. Leider nur am Bretterzaun der Gegner. Diese haben jedoch offenbar für die schöne Flugbahn meiner Kugel keine Augen und ballern lieber aus vollen Rohren auf den nur leicht bekleideten Hausmeister mit den Gartenhandschuhen. Dammich tut das weh! Au! Au! Aufhören! Scheiße, der Kittel ist wohl doch was zu dünn. Das gibt ein paar schöne blaue Flecken. Jetzt erstmal raus hier. Hand heben und langsam rausgehen, hat man uns gesagt – es geht tatsächlich.

Treffer, versenkt. Tschö Kumpel!Mein Kumpel, aka Darth Vader (siehe links die Maske), hat es dann beim nächsten Spiel schnell erwischt. Schnell zeigt er im Vorbeigehen dem Filmemann, wo bald ein blauer Fleck entsteht. Und er kommt, definitiv. Also der blaue Fleck, meine ich.

So ist es nunmal, ein Treffer und Du bist raus. Will man hier den Bezug zur Realität, also dem echten Krieg, dann schockiert mich da mehr, als dass es den Thrill bringt. Wäre ich wirklich in einer Schlacht, ich hätte ich nicht mal 5 Minuten überlebt. Wenn einem dann zusammengekauert hinter dem Bretterzaun auf einmal solche Gedanken kommen, dann ist das schon echt schockierend. Wir müssen sich die Leute im echten Krieg fühlen, wenn sie nicht nach dem Volltreffer die Hand heben, rausgehen und bei Cola und Fritten die blauen Flecken zählen?

Insofern kann ich keinesfalls sagen, dass mich das angespornt hat, mit Waffen auf Menschen zu schießen. Ich will überhaupt nicht mit echten Waffen schießen, bin nichtmal Jäger oder sowas.

Das Spiel geht so nach 15 Minuten dem Ende zu, mehr braucht es nicht, um den Gegner auszulöschen (ich glaube “wir” hatten gewonnen). Danach werden die Markierer und Masken geputzt und bei unserem Wetter (ca. 30 Grad im Schatten, Sonne) löst man sich dann auch schnell von Halsschutz, Weste und der Maske. Viel zu warm, poah. Klar, der Hausmeisterkittel muss auch wieder runter. So im T-Shirt ist es schon angenehmer. Noch ein wenig Schnüss jeschwad, wie der Kölner sagt, d.h. mit anderen kommuniziert und raus geht es wieder. Diesmal ein anderes Spiel, gleiches Prinzip. Abballern und abgeballert werden. Hand heben und raus bist Du.

Insgesamt schon eine witzige Sache, die durch die Angst vor blauen Flecken noch etwas angeheizt wird. Wiederholungsfaktor? Gering, würde ich sagen. Es war mal interessant, aber ich glaube, ich find emich eher im Kickern wieder, als im Paintballen.

Versteck Dich, Hausmeister!Ist Paintball nun etwas für Fanatiker? Nun, wie sieht es im Vergleich mit Alkohol und Alkoholikern aus? Die Dosis macht das Gift. Sicherlich kann man mit etwas Fantasie ebenso wie bei den Computerspielen auch hier seinen geistigen Verfehlungen Zündstoff geben. Immerhin wird mit was auch immer auf Menschen geschossen – oder eben markiert. Hätte es neben blauen Flecken ernsthaftere Verletzungen geben können, hätte ich nie geschossen. Spaß ja – aber dabei solls auch bleiben. Auch bei den Gegnern.

Eine Schlüsselszene kam auf, als wir unser Fort verteidigen sollten. Warum auch immer blieben von unserer Truppe nur wir beiden Anfänger übrig. Wir merkten natürlich nichts und wurden eingekreist. Letztlich schossen unsere Gegner auf uns und das war’s. Ganz normales Spiel. Aber ein Mädel (ja, das machen nicht nur Kerle) sagte uns “Na, ich hätte Euch mit dem Markierer auf kürzester Distanz eins auf den Schädel geben können – also habe ich aus wesentlich weiterer Entfernung auf die Beine geschossen”. Nette Geste, denn aus kurzer Distanz wäre die Beule doch etwas größer geworden, denke ich mal. Der Umstand, dass sie uns nicht verletzen oder nach dem Umständen entsprechend zu große blaue Flecken anzun wollte, zeigt doch, dass wir es hier mit doch vernünftigeren Leuten zu tun gehabt haben und nicht mit brutalen Bestien, die es gern gesehen hätten, wenn wir geblutet hätten…

Letztlich hielt sich die Pain(t)ballsession noch rund 2 Wochen, danach verschwanden die blauen, gelben und sonstigen Flecken. Auch der Hausmeisterkittel, durch den ich wohl so gut zu sehen war, als hätte ich eine Warnweste angehabt, flog in den Müll. Die Handschuhe kann ich ja noch für die Gartenarbeit gebrauchen. Mir reicht’s auf jeden Fall erstmal mit Paintball, es war aber mal interessant zu erleben.